Lorbeerblätteröl

Stammpflanze: Laurus nobilis L. aus der Familie der Lauraceae (Lorbeergewächse, geführt in 1. Ordnung Magnoliales der Unterklasse Magnoliidae - Polycarpicae, Einteilung nach Lit. [2]).

Es handelt sich bei der Lorbeerpflanze um einen recht unscheinbaren, immergrünen, 5 bis 15 m hoch wachsenden Strauch oder Baum.

CAS-Nr.: [8006-78-8]

Herkunft/Geschichtliches:

Lorbeer gedeiht im ganzen Mittelmeergebiet. Herkunftsländer von Lorbeerblättern und ätherischem Lorbeeröl sind einerseits die südosteuropäischen Staaten Albanien, Jugoslawien und Griechenland, andererseits die südeuropäischen Länder Spanien, Portugal sowie die Mittelmeeranrainer Türkei, Libanon, Israel, Marokko und Ägypten. Die Pflanze soll ursprünglich aus dem kleinasiatischen Raum stammen.

Gewinnung, Beschreibung:

Das durch Wasserdampfdestillation aus den frischen, grünen Blättern und Zweiganteilen gewonnene ätherische Öl ist eine klare, blaßgelbe bis gelbe, leichtbewegliche Flüssigkeit, die in Ethanol löslich ist. Zur Herstellung von 1 kg Öl benötigt man etwa 66 bis 83 kg Ausgangsmaterial. Das ätherische Öl der Früchte ist seltener im Handel anzutreffen; es weist aber eine ähnliche chemische Zusammensetzung auf.

Kennzahlen des ätherischen Öls (nach EOA No. 119):

Dichte d2525: 0,905 bis 0,929
Brechungsindex nD20: 1,4650 bis 1,4700
Optische Drehung [
a]D20: -19 bis -10°
Löslichkeit in Ethanol: 1 Raumteil des Öls in 1 Raumteil Ethanol 80%.
Säurezahl: max. 3
Verseifungszahl: 15 bis 45
Verseifungszahl nach Acetylierung: 36 bis 85
Flammpunkt:  N.A. °C

Inhaltsstoffe:

Komponente

ungefährer Gehalt

Eucalyptol (1,8-Cineol)

30-40% (-70%)

a-Terpineol und Terpinylacetat

10-20%

Linalool

2-12%

Sabinen

5-9%

Eugenol und Eugenylacetat, Methyleugenol

3-10%

Terpinen-4-ol

3-5%

Weiterhin wurden nachgewiesen a- und b-Pinen, Caryophyllen, Camphen,  a-Phellandren, Limonen, p-Cymen u.a. Das Öl enthält auch einige Sesquiterpenlactone (wie Costunolid, Eremanthin und Laurenobiolid), die für die allergieauslösenden Eigenschaften von Lorbeer verantwortlich gemacht werden.

Strukturformel von Costunolid

Abb.: Chemische Struktur von Costunolid (nach TEUSCHER)

Duftcharakteristik (odor profile)

Die Essenz weist einen frisch-würzigen, aromatischen, etwas medizinischen Geruch auf.

engl.: aromatic, spicy, fresh, strong but sweet, somewhat camphoraceous, medicinal

Anwendung
Das Öl wird in weitem Umfang als Aroma- und Würzkomponente in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt (Fleischgerichte, Suppen etc.). In der Aromaküche verwendbar für Saucen und Marinaden, Ragouts, Gemüse- und Kartoffelgerichte, Suppen und Eintöpfe.

Ätherische Öle enthalten die Inhaltsstoffe aromatischer Pflanzen in sehr konzentrierter Form. Um eine unerwünschte Überdosierung zu vermeiden, ist beim Gebrauch von ätherischen Ölen für Würzzwecke folgendes Vorgehen empfehlenswert:

Das Öl sollte in einem geeigneten Träger (z.B. Speiseöl, Sahne, Alkohol) zu einer Vormischung verdünnt werden (ca. 15-20 Topfen der Essenz auf 100 ml der Trägerflüssigkeit, entsprechend einem Gehalt von etwa 1%). Zum Würzen oder Aromatisieren wird dann eine passende Menge dieser Vormischung eingesetzt (vorher kurz aufschütteln!).

Die Parfümerie nutzt die nuancierenden Eigenschaften in Kompositionen der Richtung Eau de Cologne, Lavendel, Konifere usw. (jedoch in minimaler Dosierung!). Vor allem als Gewürznote in maskulinen Düften (z.B. Aftershave-Parfümierungen, Sportwässer) gebraucht. In Damenparfums werden die Essenzen der Küchenkräuter (wie Rosmarin, Basilikum, Beifuß, Majoran, Estragon und eben Lorbeer) noch wesentlich zurückhaltender verwendet. Wie beim Einsatz als Aromatisierungsmittel beschrieben, ist die Verwendung einer Vorverdünnung (hier: in Ethanol 96%) empfehlenswert.

Sicherheitsinformationen:
Ätherische Öle sind, je nach ihrem Flammpunkt, mehr oder minder feuergefährlich. Sie sollten daher dicht verschlossen an einem kühlen und gut gelüfteten Ort aufbewahrt werden.  Lorbeeröl kann beim Verschlucken Lungenschäden verursachen (Aspirationsgefahr!).

FLAMMABLEIRRITANT

Von Lorbeerblätteröl werden hautreizende und sensibilisierende Wirkungen (Kontaktallergien, auch Kreuzallergien zu Korbblütlern sind möglich) berichtet. Wahrscheinlich liegt darin das in Deutschland geltende Verbot, es in kosmetischen Präparaten einzusetzen, begründet. Allergische Reaktionen traten jedoch vor allem nach dem Gebrauch von Stirnbändern, die mit dem Öl imprägniert waren ("Hut- und Stirnband-Dermatitis"), sowie von medizinischen Präparaten (Rheuma- und Abszeßsalben etc.) mit Lorbeerölzusatz auf.

Die Sensibilisierungspotenz von Lorbeeröl wird als mittelstark, die Häufigkeit mit "gelegentlich" angegeben.

Für den offenen Umgang (Abfüllen, Verarbeiten) gilt: Augen und ungeschützte Hautstellen nicht mit dem ätherischen Öl in direkte Berührung bringen! Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.

UN-Nummer: 1169 (Entzündbare flüssige Stoffe)

Externe Links

EG-Sicherheitsdatenblatt: http://www.carlroth.com/media/_de-de/sdpdf/6609.PDF

Literaturhinweise Lorbeer(blätter)öl

[1] BAUER/GARBE/SURBURG, Common Fragrance and Flavor Materials 2nd ed., p. 160 (VCH, Weinheim 1990) - Eintrag Laurel Leaf Oil - Kenndaten

[2] FROHNE D./JENSEN U., Systematik des Pflanzenreichs, 2. Aufl. 1979 (Gustav Fischer Verlag, Stuttgart * New York)

[3] HAGERs Handbuch der Pharmazeutischen Praxis 5. Aufl. (Springer Verlag, Berlin) - Band 3, S. 351: Sensibilisierungspotential von Lorbeeröl und Costunolid

[4] HUNNIUS, Pharmazeutisches Wörterbuch 7. Auflage, S. 832 (Verlag von Walter de Gruyter, Berlin New York 1993)

[5] RIFM Monograph (1976), FCT, 14, 337

[6] ROTH L./KORMANN K., Duftpflanzen - Pflanzendüfte. Ätherische Öle und Riechstoffe. 1997, S. 239 (ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg): Eintrag Lorbeerblätteröl

[7] ROTH L./DAUNDERER/KORMANN K., Giftpflanzen - Pflanzengifte. Vorkommen - Wirkung - Therapie, 4. Aufl., S. 250 (ecomed Verlagsgesellschaft, Landsberg 1994): Eintrag Lorbeer, Allergische Reaktionen auf Lorbeeröl

[8] Teuscher Eberhard, Pharmazeutische Biologie 2. Aufl. 1979, S. 280, 295f (Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsges., Braunschweig)

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Erstellt am 27.01.2000 * Letzte Änderung am 28.08.2013

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